Übung Absturzsicherung: In realer Höhe ausbilden
Eine nicht alltägliche Übung konnte die Feuerwehr Mammendorf am Dienstag, den 27.06.2017 durchführen. Die Übung bestand darin, verletzte Personen oder andere Rettungskräfte in großen Höhen gegen Absturz zu sichern.
Eine große Rolle bei der praktischen Ausbildung der Absturzsicherung spielt die Auswahl von Übungsobjekten. Für eine realistische Übung konnten wir das Firmengelände der Schußmann Kranservice GmbH an der Nassenhausener Straße nutzen. Zur Anschauung genügt da nicht nur das Garagendach. Höhe und Absturzgefahr sollten für die Teilnehmer spürbar sein.
Bei der Übung wurde mit der im Einsatz zu verwendenden Ausrüstungen geübt. Diese ist in der Norm DIN 14800-17 „Feuerwehrtechnische Ausrüstung für Feuerwehrfahrzeuge – Teil 17: Gerätesatz Absturzsicherung“ beschrieben:
- Auffang- und Sitzgurt nach EN 361 oder EN 813
- Selbstsicherung nach EN 354 oder EN 355
- Karabinerhaken für die Selbstsicherung nach EN 362
- Kernmantel-Dynamikseil nach EN 892
- zwei 1,50-Meter- und 15 80-Zentimeter- Bandschlingen nach EN 354 und EN 795
- HMS-Karabinerhaken (Halbmastwurfsicherung) nach EN 362
- 15 Karabinerhaken nach EN 362
- zwei Paar Schutzhandschuhe nach EN 388
- Transportrucksack
Die Feuerwehr Mammendorf besitzt zwei dieser Gerätesätze Absturzsicherung (je ein Gerät in der Drehleiter und im Löschgruppenfahrzeug LF 8/6).
Aber auch die Feuerwehrleine und der Feuerwehr-Haltegurt haben durchaus ihre Berechtigung. Denn je nach Sicherungsart muss geeignete persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz verwendet werden. Auch das Halten und Rückhalten mit einfachen Mitteln wie Feuerwehrleine und -Haltegurt ist zu schulen.
Außerdem gilt für Absturzsicherungs-Übungen das Prinzip der Freiwilligkeit. Niemand darf gezwungen werden, eine Maßnahme durchzuführen, die seine persönliche Befähigung übersteigt (Höhenangst)
Unter den Augen der Ausbilder konnten die verschiedenen Techniken, Knoten usw. unter Realbedingungen geübt und die sichere Bewegung in großer Höhe trainiert werden.
Die Übung wurde in folgende Stationen aufgeteilt:
Station 1: Absturzsicherung am Hang – Übungsleiter Patrick Biefel
Zur Sicherung gegen Abrutschen beim Abstieg zum Beispiel an einem Hang kann der Feuerwehrgurt und die Rettungsleine eingesetzt werden. Dabei sucht man sich einen Fixpunkt zum Beispiel einen stabilen Baum, an dem man die Feuerwehrleine über eine Bandschlinge und den Sackstich, oder mittels Mastwurf befestigt wird. Am Gurt wird ein Halb-Mastwurf eingebunden mit dem sich der Absteigende langsame nach unten lassen kann. Durch Zug am Bremsseil kann er sofort stoppen. Außerdem wurden an dieser Station die grundlegenden Knoten und Stiche geübt: Mastwurf, Halbmastwurf, Sackstich.
Station 2: Vorstieg senkrecht – Übungsleiter Andreas Müller
Der Landkreisausbilder für Absturzsicherung unterstützte unsere Übung. Beim senkrechten Vorstieg sind besonders die ersten drei Sicherungen zu beachten. Beim Besteigen des Lagerplatzkranes muss unten am Turm eine Seilführung gesetzt werden. Dann ist nach ca. drei Meter die erste Sicherung zu setzen und direkt nach einem Meter wieder. Die dritte Sicherung ist dann gleich nach einem Meter wieder zu Setzen. Ab dann kann man sich in größer werdenden Schritten nach oben vorarbeiten. Die Sicherung des Vorsteigenden und das Seilmanagement übernehmen zwei Kameraden.
Station3: Vorstieg waagerecht – Übungsleiter Josef Reindl
Ein ähnliches Vorgehen ist auch beim waagerechten Vorstieg anzuwenden. Hier setzt man die erste Sicherung beim Überstieg, also kurz bevor man „fallen“ kann. Dann arbeitet man sich in gleichen Abständen wie beim senkrechten Vorstieg vor. Wichtig ist hier, dass bei einem Sturz ein Pendeln eintritt und man somit im Beispiel Kran an den Turm schlagen könnte. Wichtig ist es die Seillänge zu beachten. In unserem Fall haben wir ein 60m langes Seil, d.h. bei einem waagrechten Vorstieg von 30m kann der Vorsteigende im Notfall maximal 25m abgelassen werden! Mit unserem Gerätesatz Absturzsicherung können wir uns nur selbst sichern und andere Personen sichern!
Abgrenzung Absturzsicherung zur Höhenrettung:
Zwischen der Höhenrettung und die Absturzsicherung ist klar zu trennen. Die Feuerwehr Mammendorf rettet niemanden aus Höhen. Bei der Absturzsicherung geht es um die Sicherung von Einsatzkräften bei Tätigkeiten in Bereichen mit Absturzgefahr. Ein geplantes freies Hängen im Sicherungsseil ist nicht zulässig. Die Möglichkeiten zur Rettung beschränken sich auf die Erstsicherung des zu Rettenden, die Selbstrettung, das Ablassen einer Person nach dem Sturz und in Ausnahmefällen das gesicherte Zurückführen von absturzgefährdeten Personen. Bei Rettungsmaßnahmen, die darüber hinausgehen, kommen die „Speziellen Retter aus Höhen und Tiefen“ der Berufsfeuerwehr München oder Augsburg zum Einsatz, die spezielle Ausrüstung und Ausbildung dafür haben
Sichern können wir Personen mittels Bandschlingen oder dem Rettungsdreieck und vor allem durch Betreuung. Optimal ist es, wenn nicht nur ein Mann zur Rettung vorsteigt, sondern ein schneller Vorstieg zur Person durch einen ersten und eine saubere Seilführung mit separatem Seil durch einen zweiten aufgebaut wird. Dringend ist den Kameraden anzuraten vor einem eigenen Vorstieg im Einsatzfall, die eigenen Grenzen beim Vorstieg in Höhen zu testen! Sonst besteht die Gefahr, dass wir zwei zu rettende Personen in der Höhe haben.